
Im Oktober 2013 jubelte Cristián Bastián (KPMG Senior Partner) auf http://www.doingbusinessin.fr über die Neuentwicklung von Chile. Chile sei nun endlich eines der "Unternehmerfreundlichsten Länder".
Reingefallen, Herr Bastián ... aber wirklich vorwerfen kann man ihm nichts. Denn auch er verlässt sich ja wahrscheinlich täglich auf die scheinbar neutralen Daten der Weltbank.
Foto: Screenshot von https://www.usnews.com
Neutral? Man würde es gern glauben wollen, auch wenn allein die Struktur der Weltbank, die Vergabe von Führungsposten und vieles mehr immer wieder kritisiert wurde und wird.
Was aber nun öffentlich geworden ist: Die Weltbank hat offensichtlich vollkommen gezielt Daten über Chile gefälscht,weil ihr die politische Ausrichtung der damaligen Regierung in Chile nicht gefallen hat. Muss der Weltbank eine Regierung gefallen, wenn sie von der Bevölkerung gewählt worden ist?
Die "taz" schreibt dazu am 16.01.2018:
"Die in Washington angesiedelte Entwicklungsbank habe ihre Daten über Chiles Wirtschaft aus „politischen Motiven“ manipuliert, so der Weltbank-Chefökonom Paul Romer am Samstag.
Ziel sei es gewesen, die sozialistische Präsidentin Michelle Bachelet in ein schlechtes Licht zu rücken, um damit den Wahlsieg ihres konservativen Nachfolgers Sebastián Piñera zu unterstützen. Durch eine „irreführende und ungerechte“ Änderung der statistischen Methoden wurde bewusst ein düsteres Bild über die Leistungsstärke der chilenischen Wirtschaft gezeichnet, so Romer. Nicht die Maßnahmen der Regierung Bachelet hätten die schlechte Position im Ranking verschuldet."
Das man jeder Statistik gegenüber kritisch eingestellt sein sollte, ist vielen Menschen bewusst. Die mögliche Kritik an Statistiken richtet sich auf Farbauswahl, Skalierungen, Kürzungen und noch einiges mehr. Was aber einem Menschen beim Betrachten einer Statistik-Grafik nicht möglich ist: feststellen, das die Daten gefälscht sind.
Gefälschte Daten lassen sich anhand von Betrachtungen nicht fest stellen. Man müsste schon vollkommen paranoid leben, wenn man allem auch Fälschung unterstellen müsste. Aber einer internationalen Organisation, die ja aus eigenem Anspruch heraus als "ehrlich", als "korrekt", als "unabhängig" eingeschätzt werden will, sollte man solche Methoden nicht unterstellen müssen. Nun muss man offensichtlich doch.
Kann man überhaupt noch einer Statistik der Weltbank trauen?
Die selbsternannten Welt-Lenker der Weltbank wären gut beraten gewesen die Fabel "Der Hirtenjunge und der Wolf" zu lesen (und zu verstehen ;-) ) Ein Hirtenjunge brüllt aus Langeweile laut "Wolf"! Als ihm sofort Menschen zu Hilfe kommen, erkennen sie den falschen Alarm und gehen verärgert nach Hause. Als der Junge kurz darauf wirklich dem Wolf begegnete, nimmt niemand mehr seine Rufe ernst. Der Wolf frisst die ganze Herde (und in manchen Versionen der Fabel auch den Hirtenjungen).
Die Moral der Fabel ist: „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, auch wenn er auch die Wahrheit spricht!“
Nicht nur die "taz" berichtete über die Weltbank-Manipulationen an Chile, hier ein paar Links:
http://www.zeit.de/wirtschaft/2018-01/doing-business-rankings-manipulation-chile-weltbank