· 

Vermeintliche Schnäppchen: billige Tricks für billige Produkte

Quelle: Screenshot Ausschnitt Prospekt eine Möbelhauses

 

Täglich flattern uns Prospekte ins Haus, selbst dann wenn wir "Keine Werbung" am Briefkasten haben. Die "adressierte Werbung" macht es möglich. Die Bilder sind bunt, die Preise fett und in dicken Lettern, die Seiten voll mit Preissenkungen und Alltags-Artikeln und Möbeln. Die Prospekte sind voller Angebote, mit teilweise unglaublichen Rabatten. Sind das immer "echte" Sonderangebote? Oder auch ein Manipulations-Instrument, weil bunte Bilder mit aufreizendem Text und extrem niedrigen Preisen so komponiert sind, dass wir kaufen wollen? Und sind die vermeintlichen "Sonderpreise" wirklich "Sonderangebote"?

 

Im dem Beispielfoto-Ausschnitt eines Prospektes sind es satte 63% die uns versprochen werden. Zur Erklärung steht oben der UVP (Unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers). Statt der angegebenen 209,99 Euro kostet dieses Markengerät nur noch 77,- Euro.

 

Die erste Frage die da aufkommen mag ist, ob das nicht zeigt das dieses Produkt nicht schon immer zu teuer angeboten worden ist. Die zweite Frage die vll hochkommt ist: WAS wollen denn nun andere Anbieter haben? Zieht man einen Vergleich im Internet, dann ist der hier gezeigte Preis wirklich einer der günstigeren.

 

ABER ...

Der ausgewiesene UVP dieses Artikels ist bei keinem einzigen Anbieter als Verkaufspreis zu finden,  alle Händler bieten den Staubsauger zu Preisen meist deutlich unter 100 Euro an. Auch auf der Seite des Herstellers kann kein UVP gefunden werden, dort wird auf die Handelspartner per Link verwiesen. Klickt man sich dort durch, wird erkennbar: kein Händler bietet derzeit den Staubsauger über 100,- Euro an.

Sollte der Hersteller mittlerweile den UVP gesenkt haben (was nicht recherchierbar war) wäre dies eine klare Täuschung des Verbrauchers. Das ist aber eine wettbewerbsrechtliche Frage die hier nicht geklärt werden soll, übrig bleibt: ein Sonderangebot wie ausgewiesen findet sich in vergleichbarer Höhe bei nahezu allen Händlern.  Nur wenige dieser Händler sprechen allerdings von einem "Sonderangebot". Ein echtes Schnäppchen ist es also nicht. Vermutlich mag es sich um ein Auslaufmodell handeln.

 

Und diese Vorgehensweise zieht sich durch viele "Schnäppchen" Werbeprospekte. Kritiker sehen sogar einen "Roten Faden" der sich durch eine Branche zieht.

Liste der billigen Tricks (Auswahl)

In den letzten Jahren ist die Branche mehrfach aufgefallen.  Hier listen wir auf, was so alles trickreich eingesetzt wird, um Kunden anzulocken die ein Schnäppchen suchen.

  • „XX% auf fast alles“: nicht selten  entpuppt sich ‚fast alles‘ als nur "sehr wenig"Produkte die das betrifft.
  • „Geburtstags- und Jubiläumsangebote“ sind oft zeitlich nicht begrenzt bzw. werden häufig verlängert. Teilweise werden sogar Geburtstage der Unternehmen oder ein Jubiläum erfunden, um eine vermeintliche Schnäppchenaktion zu umwerben
  • Oft wird auch in der Möbelbranche der "Hat gekostet Preis" durchgestrichen und so Rabatte von 30% oder sogar bis zu 60% suggeriert.  Immer wieder stellt sich heraus, dass dieses Möbel nie zu dem angeblichen Preis angeboten worden ist.
  • Fraglich ist auch - ebenfalls in der Möbelbranche - das Werben mit einem Rabatt auf den "UVP" des Möbelherstellers.  Allein schon die Struktur des Marktes führt dazu, dass Hersteller von Möbeln meist  nur die Möbelketten beliefern, da gibt es keine UVP des Möbelherstellers, denn jede Kette verhandelt die Preise frei.
  • "nur noch heute" oder "solange Vorrat reicht" lässt erstaunt blicken, wenn auch noch Tage später noch immer "nur heute" ist  oder der Vorrat größer bzw. die Nachfrage kleiner war, denn noch immer gibt es den "kurzfristigen Sonderpreis".

Die Liste kann gefühlt unendlich weiter geführt werden. Ein ganz besonderes Beispiel, wie weit die billigen Tricks aber gehen können sei noch genannt:  Ein Möbelhaus warb im Jahr 2016 auf allen Prospektseiten mit  Geburtstagsangeboten und "20 % auf fast alles!“. Nur in der Fußnote war der Hinweis verborgen, dass alle Angebote in diesem und in allen anderen Prospekten davon ausgenommen seien. Aha .... dann wohl mehr "fast nichts" als "fast alles".

Fazit zu Schnäppchen-Prospekten

Die Bilder sind bunt, sie reizen uns und wir bekommen das Gefühl, wenn wir DAS nun nicht kaufen dann haben wir etwas verpasst. Tun wir aber nicht, denn wer recherchiert weiß, dass das vermeintliche Schnäppchen nicht selten keines ist.

 

Wer wirklich etwas benötigen sollte aus dem Produktportfolio eines "Sonderangebot" Prospektes sollte sich entspannt zurück lehnen und dringend eines machen: Preise vergleichen und weitere Infos einholen.  In einer immer mehr auf Globalisierung fixierten Handelswelt ist nämlich eins sehr sehr unwahrscheinlich: das genau dieser Anbieter als einziger Händler vom Hersteller ausgesucht worden sein soll, dass Produkt alleinig günstiger anzubieten als alle anderen. Geht doch gar nicht, oder?

 

Wer sich einen Überblick verschaffen möchte, wie oft Prospekte bzw. Werbung zu einer Beschwerde führen, kann sich in Österreich hier ein Bild machen: https://www.werberat.at/beschwerdeliste.aspx

Zwar gibt es auch in Deutschland eine ähnliche Einrichtung (www.werberat.de), im Gegensatz zu Österreich werden dort aber die einzelnen Beschwerden nicht aufgelistet.

Links zum Thema (externe Webseiten)